Es gibt ein häufiges Missverständnis bezüglich der Aussage von Sheikh al-Tusi (möge Allah ihm gnädig sein) in seinem Buch ,,al-Uddah Usul al-Fiqh“.

,,Es ist unsere Ansicht, dass eine Person, die keine Bücher lesen kann (über Ahadith), der kann Taqlid beim Gelehrten machen“

[al-Uddah Usul al-Fiqh, Band 2, Seite 730]

Die Aussage von Sheikh al-Tusi handelt nicht von diesem Taqlid, den wir heute kennen. Der Taqlid von heute ist ein spezifischer Begriff und es bezieht sich darauf, den Urteilen der Gelehrten zu folgen ohne jegliche Erklärungen dahinter zu kennen.

,,Es gibt nur eine Überlieferung, welche den Begriff ,,Taqlid“ bei einer fehlbaren Person erwähnt. Diese Überlieferung enthält den Begriff Taqlid jedoch ist es nicht dieser Taqlid, den wir heute kennen.“

[Al-Taqlid, Sheikh Murtaza al-Ansari, Seite 41]

,,Taqlid, den wir heute machen, ist, dass man die Meinungen des Mujtahids (Rechtsgelehrten) befolgt und nicht das befolgt, was er an Überlieferungen bringt. Der Taqlid jedoch, den die Imame (a) erwähnten, bedeutet einfach, dass man die Überlieferungen von Gelehrten annimmt (und keine eigene Meinungen).“

[Bidayat ul-Usul, von Sheikh Muhammad Tahir (Student von Al-Naini), Band 9, Seite 337]

Schlussfolgerung:

Wie wir sehen können, erwähnten die Gelehrten wie Sheikh al-Tusi, Sheikh al-Ansari, Sheikh Muhammad Tahir etc, dass der Taqlid, den man heute macht, nichts mit der damaligen Zeit zu tun hat. Denn damals nahm man lediglich die Überlieferungen an, die ein Gelehrte einem Laien zukommen ließ, aber heute sind es nicht die Überlieferungen, sondern eigene Meinungen der Gelehrten. Und diese Meinungen werden einfach so hingenommen.